Der 27. Mai 2020 war ein Frühlingstag wie so viele andere – und doch völlig anders, denn er hat viel, zu viel verändert.

An diesem Mittwoch hat uns Fritz Ehn für immer verlassen.

Mit ihm haben wir, habe ich, einen lieben und hoch geschätzten Freund verloren.

Obwohl wir relativ spät zueinander gefunden hatten, war es nach kurzer Zeit so, als würden wir uns schon eine halbe Ewigkeit kennen. Als Motorradtester des Kurier war er mir schon lange ein Begriff gewesen, persönlich getroffen und kennen gelernt habe ich ihn aber erst 2008, in Eggenburg. Damals wollten mein Freund Karl Prochazka und ich, im Motorradmuseum eine Ausstellung über Hans und Erich Ledwinka, Vater und Sohn, der eine Chefkonstrukteur bei Tatra und der andere Chefkonstrukteur bei Steyr-Daimler-Puch, machen. Es war bereits alles besprochen, Eröffnungstermin fixiert, als kurz darauf die Nachricht kam, die Stadtgemeinde Eggenburg habe den Pachtvertrag gekündigt und das Museum würde zugesperrt.

Als ich bald darauf mehr über die fragwürdigen Hintergründe erfuhr war mir klar, das kann man nicht einfach so hinnehmen, diese schäbigen Intrigen muss man bekannt machen. Wenn Politiker meinen mit Kapazitäten und Persönlichkeiten wie Fritz Ehn verfahren zu können, wie es ihnen gerade in den Kram passt, regt sich in mir Widerspruch und Widerstand.
Ein halbes Jahr später stand fest, das Museum übersiedelt nach Sigmundsherberg. So begann meine Unterstützung für, und die Zusammenarbeit mit dem Museum, und Fritz Ehn. Nach wie vor bin ich sehr dankbar, dass er meine Arbeit von Anfang an schätzte und mir die Gelegenheit gab meine Vorstellungen vom Außenauftritt (s)eines Motorradmuseums umzusetzen. Die große Wertschätzung und die nahezu völlig freie Hand, die er mir bei allen Ideen, Entwürfen gewährte, waren etwas Besonderes und hat mich immer angespornt, denn ich wollte diesen großen Vertrauensvorschuss in keine Sekunde aufs Spiel setzen.

Er war ein großes, lebendes Lexikon. Stundenlang konnte er Geschichten, Anekdoten, Daten und Fakten über Motorräder erzählen, ohne lang nachzudenken oder irgendwo nachzusehen. Wie er das alles speicherte und auf Abruf bereit hatte wird mir ewig ein Mysterium bleiben, aber es hat mich regelmäßig fasziniert und in den Bann gezogen. Als ewig neugieriger und technisch interessierter Mensch war er für mich sehr schnell ein lieb gewordener, geschätzter und unverzichtbarer Gesprächspartner – auch wenn es nicht um Motoren oder Technik ging.

Seine Begeisterung für motorisierte Zweiräder war so ansteckend, dass auch ich mich, nach gut 30 Jahren Pause, im Sattel eines  Motorrades wieder fand – und wieder war es eine Honda, nach einem kurzen Intermezzo mit einem störrischen und launenhaften Kawasaki-Oldtimer, aus den 70ern.

Für mich war seine Wertschätzung eine Auszeichnung, schließlich hatte er als Berufsschullehrer und -direktor, als Motorradtester und Journalist, als Pressesprecher und Buchautor, als Museumsgründer und Sachverständiger viel, sehr viel gesehen und ebenso viele Menschen und Fachleute kennen und schätzen gelernt. Ich meinerseits war fasziniert von seinem Arbeitseifer, seiner Zielstrebigkeit und wie er all seine Tätigkeiten und Interessen unter einen Hut brachte. Ich weiß nur, dass er es schaffte, nur wie, wird mir wohl für immer verborgenl bleiben. Er machte auf mich nie einen gestressten oder gar überforderten Eindruck. Es kam schon vor, dass er nicht gut drauf war, vor allem wenn es ihm gesundheitlich schlecht ging. Seinen Humor und seine Lust am geistreichen Herumblödeln hatte er trotzdem nie verloren.

Dass ich zu seinen letzten Büchern einen kleinen Beitrag leisten durfte war zwar eine logische Folge der langen Zusammenarbeit, aber für mich trotzdem keine Selbstverständlichkeit, sondern eine große Ehre, denn das waren nicht einfach nur Fachbücher, sondern ein Vermächtnis, die Essenz jahrzehntelang angesammelten Wissens und ebenso langer, und oft genug mühsamer, Recherchen.

Noch zu Beginn des Jahres hatten wir stundenlange Telefonate geführt, über unsere Pläne für die Zukunft gesprochen und uns auf die Umsetzung gefreut. Leider wurde diese Vorfreude von einer Minute auf die andere zunichte gemacht und so bleibt uns und mir nur die Erinnerung an die vielen inspirierenden Momente, die gemeinsamen Erlebnisse, die vielen wunderbaren Gespräche, die realisierten und nicht realisierten Ideen.

Mir wird er immer als sehr wertvoller Freund, Gesprächspartner, Ratgeber und einzigartiger Fachmann, mit einem schier unendlichen Wissen und vor allem als großartiger Mensch, in Erinnerung bleiben.
Immer wieder ertappe ich mich bei dem Gedanken, wie schön wäre es, könnte ich ihm dieses oder jenes erzählen und wie er sich darüber freuen würde.

Das sind dann die Momente, in denen mir schmerzlich bewusst wird, wie sehr er mir fehlt und wie sehr ich ihn vermisse.

R.I.P.